Vertrauen
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Inhalt
Tierisch nah / Manchmal braucht der Mensch ein Tier
In der Schusslinie / Eine App zeigt, wo es in Rio gerade lebensgefährlich ist
Sag mir, wer ich bin / Wie ich in einen Lügner verliebte
Erzählen Sie bitte / Der Therapeut ist gerade mal weg, aber sein Stuhl hat viel zu erzählen
Papiertiger / Originalbriefe von Voltaire oder Kafka sind nicht billig. Dieser Franzose hat sie noch teurer gemacht
Seien Sie unbesorgt, wir werden abgehört / Die DDR-Telefonseelsorge gibt es immer noch, und sie hat erstaunliche Anrufer
Im Abgang feine Noten von Glyphosat / Wer nach diesem Artikel noch Bordeaux trinkt, ist selbst schuld
Sind so zarte Hände / Früher ließ man sich irgendwie lieber von der Werbung für dumm verkaufen
Der Mann von neben an ... / ... war ein Mörder, dem meine Mutter recht nah kam
Die innerer Sicherheit / Unterwegs mit einem Systemsprenger
Spüren lassen / Bäumen seine Sünden beichten? Auf der Kurischen Nehrung ganz normal
Im Namen des Alten / Gott befahl, dass er mit allen Frauen in der Gruppe schlafen und einen Porsche kaufen musste
Mitarbeiter dieses Hefts
Artdirector
Zufall und Glück liegen ab und zu nah beieinander. Immer mal wieder erzählte die DUMMY-Bildredakteurin Trine Skraastad von einem sympathischen Gestalter, der mit ihr Tür an Tür arbeitet und der von dem DUMMY-Konzept der wechselnden Art-Direktion sehr angetan schien. Und doch gingen mehrere Monate und Ausgaben ins Land, bis Christian Schärmer (43) auf der Redaktionscouch Platz nahm – und uns gleich für sich gewann. Nicht nur durch seine vertrauenswürdig-professionelle Herangehensweise ans Thema, sondern auch durch ein äußerst ansprechendes Magazin, für dessen Layout er jahrelang als einer der Initiatoren verantwortlich war. Wie schade, dass es „Schluck“, das anstößige Weinmagazin, nicht mehr am Kiosk gibt. Aber wie schön, dass Christian, der in normalen Zeiten zwischen seinen Büros in Barcelona und Berlin pendelt, nun Muße hatte, DUMMY ein zeitgemäßes und vor allem ein seriöses Äußeres zu verleihen. Dass es sich gelohnt hat, sich in Christians Hände zu begeben, muss beim Duchblättern dieses Heftes hoffentlich niemandem mehr bewiesen werden.

Reporterin
Man könnte meinen, Menschen, denen Schlimmes in ihrer Kindheit widerfahren ist, wollten darüber nur ungern sprechen – vor allem mit fremden Journalistinnen. DUMMY-Reporterin Eva Kienholz (33) hat während ihrer Recherche über eine deutsche Sekte ganz anderes erlebt: „All meine Protagonisten haben einfach draufloserzählt – ganz offen und ehrlich, schon am Telefon.“ In Kassel und Hanau traf Eva, die im letzten Jahr ein Buch über die AfD geschrieben hat, mehrere Aussteiger der Sekte. Alle verband der Wunsch, mit ihrer Vergangenheit abzuschließen. Vor allem nachdem die Sektenanführerin im letzten Herbst wegen Mordes aus niedrigen Beweggründen zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Erstaunlich, dass die Sekte weiter existiert und bei den Mitgliedern auch nach dem Urteil bisher kein Umdenken stattgefunden hat. „Während der vielen Gespräche, die ich führte, habe ich mich ständig gefragt, was passieren muss, dass Menschen an so einen Irrsinn glauben“, sagt Eva. Eine endgültige Antwort darauf fällt ihr immer noch schwer.

Fotografin
Systemsprenger – diesen Begriff gab es schon lange vor dem gleichnamigen Film. Er steht für Jugendliche, an denen alle Sozialisierungsbemühungen scheitern. Die durch das Netz gut gemeinter Fürsorge rutschen und letztlich ganz allein dastehen. Dass es nicht leicht würde, einen Systemsprenger zu porträtieren, war naheliegend, dass es einem Wunder gleichkäme, die Geschichte rechtzeitig ins Blatt zu bekommen, ahnten wir aber nicht. Letztlich war es auch dem Beharrungsvermögen der Fotografin Rachel Israela (34) zu verdanken, dass nicht nur die Geschichte von Kalle ins Blatt kam, sondern eben auch Bilder von ihm, die einen verletzlichen jungen Mann zeigen, der gelernt hat, dass Stärke nicht nur in der Obstruktion liegen kann, sondern auch in der Ruhe in sich selbst. Übrigens sprengt auch Rachel, die eben sowohl Vogue als auch DUMMY kann, in gewisser Weise die Grenzen eines Systems – indem sie selbst bei Modefotos hinter dem Glamour eine fragile Authentizität durchscheinen lässt.