Ungehorsam
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Inhalt
Gib's mir Leben / Ein junge türkische Frau hat die Faxen dicke
Der letzte macht den Verstärker aus / Ein alter Punk macht einfach weiter
Und dann kam Molli / Vom Molotowcocktail bis zur Flüstertüte: alles für den Straßenkampf
Schaut uns an / Frauen, die mit Säure überschüttet wurden und sich dennoch nicht einschüchtern lassen
Unterwegs mit den Leuten vom Ordnungsamt / Alle hassen sie, wir sind einfach mal mit ihnen mit
Geil, wir sind ja behindert! / Diese Band hat das High-Syndrom
Hunde, wollt ihr ewig warten / Diese Vierbeiner machen im Auto eine gute Figur
Der Sinn des Sterbens / Ein Mann lehnt sich im Sudan gegen das Regime auf - und stirbt dabei. Hat es sich gelohnt?
Zeiten des Ausbruchs / Statt der Psychiatrie wählte Tino das Fotostudio, um geheilt zu werden
Sie nannten es Fürsorge / In der Schweiz wurden Menschen als asozial deklariert – und dann weggesperrt
Mein Vater, der Folterer / In Argentinien wollen Kinder, dass ihre Eltern hinter Gitter bleiben
Die Furchtlose / Letizia Battaglia hat mit der Kamera die Mafia abgeschossen
Mitarbeiter dieses Hefts

Artdirection
Dass es Annika Loebel (28) und Leon Lothschütz (28) nicht so mit dem Gehorsam haben, fiel uns schon gleich zu Beginn der Zusammenarbeit auf. Obwohl in einem zwanglosen Beschnupperungsgespräch von den Old-Schoolern des DUMMY-Verlags die Bitte geäußert wurde, es beim Layout mit den konzeptionellen Fisimatenten nicht zu übertreiben, legten Annika und Leon wenig später ein paar ziemlich renitente Musterseiten vor. Letztlich erkannten die beiden aber dann in der antiautoritären Arbeitsatmosphäre in Berlin, dass die Rebellion zuweilen im bewussten Ignorieren des Zeitgeistes liegen kann, und überraschten uns mit einem aufgeklärten Layout, dessen Appell zum Schauen und Lesen man nur zu gern nachkommt.

Fotografin
Die gebürtige Innsbruckerin beschäftigt sich in ihrer Arbeit vor allem mit den Frauen der Revolution, die in den letzten dreißig Jahren besonders unterdrückt wurden von der rigiden Gesetzgebung des islamisch-fundamentalistischen Regimes des Diktators Umar al-Baschir. Neben den Fotos in dieser DUMMY-Ausgabe arbeitete Helena deshalb gemeinsam mit fünf Sudanesinnen an einem Fotoprojekt, bei dem sie persönliche Erlebnisse aus der Revolution neu inszenierten. Es sind Bilder von selbstbewussten Frauen, die sich entschlossen haben, ihr eigenes Schicksal und das Schicksal ihres Landes selbst in die Hand zu nehmen – und das Fremdbild der sprachlosen, traumatisierten Opfer zu zerschlagen.

Autorin und Fotograf
Die 26-jährige Ceylan Yildirim, die für uns ihre sehr persönliche Geschichte unter diesem Pseudonym aufgeschrieben hat, hielt es vor drei Jahren nicht mehr aus. Sie wollte ihren Traum von sexueller Freiheit und Selbstbestimmung leben. Von heute auf morgen verließ sie ihre strenggläubige türkische Familie – ohne Ankündigung, nur mit einem Abschiedsbrief im Briefkasten. Da sie wusste, was das für eine türkische Frau bedeuten kann, musste sie untertauchen. Nach einem Jahr ohne jeglichen Kontakt ging sie den nächsten mutigen Schritt und suchte das Gespräch mit ihrer Familie. „Bis heute ist das Reden verdammt schwer. Echtes Verständnis können meine Eltern immer noch nicht für mich aufbringen“, sagt Ceylan heute.